Von Zielkäufen und Zielkleidung

Wenn Männer für ihre Zielkäufe gelobt werden, dann ist damit nicht der Zielkauf gemeint, der im Wirtschaftslexikon mit „Kauf, bei dem die Zahlung erst eine bestimmte Zeit nach Lieferung der Ware erfolgt“ erklärt ist. Vielmehr ist es die Fähigkeit, beim Einkaufen einfach einen Laden zu betreten, gezielt etwas zu suchen, es schnell zu finden und schon nach kurzer Zeit mit genau dem gesuchten Teil den Laden wieder zu verlassen. Das ist eine Einkaufsstrategie, die ich nicht beherrsche und wahrscheinlich nie beherrschen werde. Dafür habe ich als Mutter gelernt, Zielkleidung zu kaufen? Keine Ahnung, was das ist? Es sind Kleidungsstücke, die nicht passen und die trotzdem gekauft werden. Nicht, weil ich mich in der Größe geirrt habe, sondern weil das Ziel ist, in genau diese Hose/diese Bluse/wasauchimmer irgendwann wieder hinein zu passen. Zielkleidung sollte auch nach dem Kauf nicht in Schrank verschwinden, sondern am besten auf einem Bügel davor aufgehängt werden. Sollte es dennoch mal vorkommen, dass ich trotz langer Suche, nichts passendes für mein Baby im Geschäft finde, dann bestelle ich auch mal einen Body von Bellybutton, der ggfs. ein wenig teuerer ist, als im Geschäft.
So dort hängend ermuntert sie die frischgebackene Mutter immer wieder: „Noch ein kleines bisschen Arbeit auf dem Weg zum Gewicht, das du vor der Schwangerschaft hattest und du wirst echt gut in mir aussehen.“ Dort hängt die neu gekaufte Zielkleidung dann mitunter mehr oder weniger lange, je nachdem, wie leicht oder schwer man sich mit der Gewichtsreduzierung nach der Schwangerschaft tut. Ich habe so einige Zielblusen hängen, die mittlerweile weniger motivierend denn mahnend wirken. Schwangerschaftspfunde sind nämlich tückisch. Auch wenn sie einige Monate nach der Geburt nicht mehr in Massen auftreten, haben sie doch die verdammt blöde Eigenschaft, genau an den falschen Stellen zu sitzen.

Und so kommt es, dass die Bluse in der Größe, die man eigentlich bisher immer gekauft hatte, zur Zielbluse wird, weil die Knöpfe an den entscheidenden Stellen nicht so recht zusammen finden wollen. Aber das gute Stück einfach eine Nummer größer kaufen? Nicht mit mir. Man will ja schließlich ein Ziel vor Augen haben. Und so habe ich heute wieder fleißig mit dem Kinderwagen und den anderen Müttern von LaufMamaLauf gesportelt und mich dabei gefragt, wie viele von den anderen Müttern wohl auch Zielkleidung zu Hause haben.

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