„Mama, du bist auch eine Tochter, oder?“

Mehr Mut zum ich: Gemeinsam für starke Mädchen. Hier die bloggende Mama mit ihrem Mädchen

Vor ungefähr zwei Wochen bekam ich von Anna – den meisten sicher als Berlinmittemom bekannt – eine sehr lange E-Mail, deren Betreff mit Mein geheimes Herzensprojekt begann. Zum Hintergrund sei so viel erklärt: in Zusammenarbeit mit Dove und Rossmann und ihrer jährlichern Aktion Mehr Mut zum Ich schrieb  Anna einen sehr leidenschaftlichen Artikel und initiierte eine Blogparade. Es geht darum Mütter dabei zu unterstützen, ihren Töchtern mehr Selbstbewusstsein im Umgang mit dem eigenen Äußeren zu geben.

Eine aktuelle Studie hat ergeben, dass in Deutschland 64% der Mädchen im Alter zwischen 12 und 16 mit ihren Hobbys aufhören. Der Grund dafür liegt vor allem darin, dass sie sich unwohl fühlen: das ist gleichermaßen auf körperliches wie seelisch-psychisches Unbehagen zurück zu führen. Und das wird häufig durch das Gefühl ausgelöst, einer gewissen Norm nicht zu entsprechen und sich deshalb aus quasi-öffentlichen Räumen zurück zu ziehen: aus Schwimmbädern und Sporthallen, aber auch aus Theatergruppen, Schulchören, Tanzsälen. Auf Facebook hat Dove ein Video zur Kampagne veröffentlicht. Ich finde das Video gelungen.

Zum BodyTalk Programm, das mit dem Verkauf von Dove Produkten bei Rossman finanziell unterstützt wird, kann ich aber gar nicht allzu viel sagen. Es bleibt die Frage im Raum, wieso ein so umsatzstarker Konzern wie Unilever, diese Unterstützung nicht mal eben selbst aus der Portokasse zahlt. Keine Frage, Marketing ist das Zauberwort. Wie viel Markenbotschaft steckt tatsächlich im pädagogischen Programm drin? Und wenn man an die Werbespots für AXE, eine Marke aus dem gleichen Hause denkt, dann stechen einem ganz andere Rollenbilder und Schönheitsideale von Frauen ins Auge.

Mehr Mut zum ich: Gemeinsam für starke Mädchen. Hier die bloggende Mama mit ihrem Mädchen

Aber ich hatte Anna auch direkt zugesagt, weil ich das Thema trotzdem ganz wichtig finde, egal, welche Marke Mann und Frau sich auf die Haut und die die Haare schmieren.
Meine Tochter, hier im Blog ja immer nur Kind 2.0 genannt, ist vor kurzem drei Jahre alt geworden. Sie weiß, dass die eine Oma gleichzeitig meine Mama ist und ich auch eine Tochter bin, obwohl ich nicht mehr wachse. Seit gestern schleppt sie eine dicke Erkältung mit sich herum, trägt aber das Türkis an den Fußnägeln trotzdem mit Stolz und wechselt gern mehrmals am Tag ihr gesamtes Outfit, wobei bunte Leggings in 90% der Fälle fester Bestandteil ihres Outfits sind. Bei der Aufnahme dieses Fotos trug sie übrigens lila Socken mit der Aufschrift Princess und bestand darauf sie anzulassen, obwohl ich ein Foto mit Mutter und Tochter barfuß in Jeans besser gefunden hätte.

Nein, in Sachen Mode bin ich mir sehr sicher, dass die kleine Dame ihren eigenen Geschmack hat und ihn auch durchzusetzen vermag. Ich habe natürlich den Wunsch, dass sie sich auch in anderen Dingen behaupten kann. Sie möchte unbedingt einen Schwimmkurs machen, wie ihr großer Bruder. Wird sie mal zu den Mädchen gehören, die irgendwann nicht mehr ins Schwimmbad gehen, weil jemand sagt, sie würde im Badeanzug eine komisch Figur abgeben? Wenn ich mich an meine Kind- und Jugendzeit zurück erinnere, dann spielten Schönheitsideale keine besonders große Rolle. Das mag zum großen Teil daran liegen, dass ich in der ehemaligen DDR aufgewachsen bin. Es liegt aber vor allem auch an dem Vorbild, das meine Mutter für mich war. Hätte ich heute zum Beispiel meinen zweiten Blog NetWorkingMom.de, wenn ich nicht wirklich stolz auf sie wäre, dass sie als berufstätige Mutter vier Kinder großgezogen hat? Wer weiß.

Ich hatte mal die längsten Haare meines Stadtbezirkes, worauf ich mir nicht sonderlich viel einbildete, denn es gehörte schließlich nicht mehr dazu, als sie einfach selten abzuschneiden. Stolz war ich dagegen auf meine Silbermedaille beim 800 Meter Geländelauf, obwohl ich immer schon zu den Kleinsten meines Jahrgangs gehörte.

Was ich mir für mein Kind 2.0 wünsche ist, dass sie selbst entscheidet, worauf sie stolz ist. Ich hoffe, dass sie Attributen wie brav und hübsch nicht mehr Bedeutung beimisst, als anderen Eigenschaften. Und ich hoffe, dass sie später einmal in der Drogerie ihrer Wahl zu einem Pflegeprodukt greifen wird, weil sie von der Wirkung überzeugt ist, den Duft mag, die Farbe der Flasche schön findet  – nicht aber, weil sie glaubt, man könne damit das Selbstvertrauen stärken.

Und wenn sie möchte, darf sie später auch noch lila Socken mit der Aufschrift Princess tragen.

2 Kommentare

  1. Guter Artikel :)
    Einige große Unternehmen versuchen halt ihre Kunden zu ködern und gaukeln etwas vor.
    Ja, unsere Kleine soll auch nicht „schön brav“ sein.
    LG MIMI

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