Was auf den Tisch kommt, wird gegessen!

Was auf den Tisch kommt, wird gegessen.

„Oh, lecker mit Kartoffeln!“, ruft Kind 1.0, während er noch nicht einmal mit dem Hintern auf seinem Stuhl oben ist. „Iiiiiiiich, will aber gar keine Kartoffeln! Nur Möhren!“, quakt Kind 2.0, die es trotz wallendem Prinzessinnen-Kostüm irgendwie auf den Hochstuhl geschafft hat. Ich frage meinen Nachwuchs mit genervtem Blick, ob wir uns vielleicht erst einmal alle hinsetzen können, bevor wir einzeln aufdröseln, was jeder aus der großen Pfanne zu essen gedenkt, die da vor uns auf dem Tisch steht.

Eine ziemlich normale Szene, wenn’s bei uns Abendessen gibt. Ich nehme mir zuerst einen großen Löffel voll von der Gemüsepfanne und lobe den Koch. „Was auf den Tisch kommt, wird gegessen.“, möchte ich eigentlich liebsten in diesem Moment sagen, aber ich finde den Satz für sich allein stehend ziemlich blöd. Bevor ich Mutter wurde, hatte ich mir vorgenommen, ihn meinen Kindern gegenüber nicht zu verwenden, genauso, wie ich nie ein Taschentuch mit Spucke befeuchten wollte, um ihnen damit etwas aus dem Gesicht zu wischen. Beides habe ich tatsächlich bis heute geschafft!

Was auf den Tisch kommt, wird gegessen. Und gelegentlich bei Instagram veröffentlicht...
Was auf den Tisch kommt, wird gegessen. Und gelegentlich bei Instagram veröffentlicht…

Wenn überhaupt, dann müsste die Regel erweitert werden in so etwas wie: „Was auf dem Tisch steht, kann gegessen werden. Reihenfolge und Zusammensetzung sind allerdings egal.“ Es war erst wieder in einer neuen Studie zu lesen, dass der Erziehungsstil durchaus etwas mit dem Risiko zu tun hat, dass Kinder und Jugendliche übergewichtig werden. Im Fall unserer heutigen Gemüsepfanne einigten sich beide Kinder nach kurzer Bedenkzeit darauf, dass sie sämtlichem grünen und gelbem Gemüse keine Beachtung schenken werden. Bei Möhren und Kartoffeln wurde jedoch um Nachschlag gebeten. Wir als Eltern kamen also heute gar nicht erst in die Situation, irgendwelche Erziehungsmaßnahmen ergreifen zu müssen.

Wer einen bekennenden Obst- und Gemüsefan wie mich zur Mutter hat, muss natürlich damit rechnen, dass öfter mal etwas von dem Zeug auf den Tisch kommt. Sollten allerdings Pudding oder sonstige Desserts auf dem Tisch stehen, dürfen die, wie alles andere auch, wahlweise zuerst gegessen werden. Das führt manchmal zu komischen Blicken bei der Großeltern-Generation, wenn diese mit uns isst und mitunter dazu, dass erst nach dem Pudding die mittlerweile lauwarmen Nudeln von den Kindern hineingeschaufelt werden. Aber wer bin ich denn, dass ich einen Pudding zu etwas so Besonderem erhebe, das erst gegessen werden darf, wenn das (olle) Hauptgericht aufgegessen wurde?

Den Nachtisch gab es heute übrigens schon eine gute Stunde vor dem Abendessen. „Stücke-Äpfel mit ohne Schale.“, um es mit den Worten von Kind 2.o zu sagen. Guten Appetit!

 

6 Kommentare

  1. Hey Sophie,
    genauso sehe ich das auch. „Was auf den Tisch kommt, wird gegessen“, aber aus dem Vorhandenen kann natürlich gewählt werden. Wenn der Pudding keine Hauptmahlzeitsgröße hat, ist meistens auch tatsächlich die Reihenfolge egal, denn dann muss, um satt zu werden, auch noch was anderes gegessen werden.
    Bei uns klappt das so.
    Gruß
    Heike

  2. Hallo,

    ich lese deinen Blog sehr gerne. Hier bin ich allerdings anderer Ansicht. Für mich ist gezuckerter Pudding schon etwas Besonderes.
    Und eben „Nach“tisch/Dessert.

    Das sind allgemeine Tischmanieren/Essensregeln die man ohne weiteres einhalten kann, ohne zum autoritären Monster zu mutieren. Da kann ich die Grosselterngeneration schon verstehen ;)

    Gruss,
    Kerstin

  3. Ich kämpfe jeden Tag mit mir. Mach ich´s richtig, mach ich´s falsch, wann ist es „zum Essen zwingen“ und wann nicht.

    Mein Kind ist sehr wählerisch und vor allem kann das heute so und morgen wieder anders sein. Sie ist da immer für eine Überraschung gut und grundsätzlich wird erst mal das Gesicht verzogen, wenn wir uns an den Tisch setzen, sogar oft auch dann, wenn wir das Gericht zusammen ausgewählt haben :-(.

    Und ich werde ständig von aussen gemaßregelt, was darf und was nicht und ich wäre nicht konsequent und ich sehe ja, was ich davon habe (Mäkelei und ein untergewichtiges Kind). Ich dementsprechend verunsichert und des Öfteren haben wir somit erst Gemaule und manchmal anschließend auch Tränen am Tisch.

    Nur eins steht fest: Sie ist nicht das, was andere Kinder am liebsten Essen. Nudeln? Nur wenn es sein muss und schon gar nicht Spaghetti (die schmecken schließlich anders, als andere Nudeln?!). Tomatensoße? Bitte nicht. Wenn es nach ihr ginge, es müsste jeden Tag Kartoffel“grateng“, Bratkartoffeln oder Spiegelei geben.

  4. Seltsamerweise widerstrebt es mir persönlich, etwas Süßes zuerst zu essen, deswegen würde ich das meinen Kindern später so auch vorleben. Allerdings hast du recht, wenn sowieso alles gegessen wird, ist die Reihenfolge egal.

    Was ich schwieriger finde, ist das Rauspicken einzelner Zutaten. In manchen Familien führt das dazu, dass die Eltern vier verschiedene Gerichte kochen. Das finde ich nicht so gut. Wenn man dies oder das nicht mag, ist das ja normal, aber grundsätzlich alles ablehnen, würde mich als Mutter ärgern. Mal sehen, wie sich das später bei uns gestaltet.

    Ich wünsch dir ein schönes Wochenende! Liebe Grüße Anna

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