Vom Fischer und seiner Frau und, ach ja, dem Fisch

Grimms Märchen: Der Fischer und seine Frau... und der Butt natürlich. (Darstellung von Alexander Zick, gefunden bei Wikipedia)

Es wird höchste Zeit, dass ich mal wieder von einem der Zwiegespräche berichte, die Kind 1.0 und ich so liebend gern führen. Oft tauchen die überraschendsten Themen auf, die Kind 1.0 dann mal ganz dringend besprochen haben will. So neulich beim Frühstück. Während ich versuchte, Kind 2.0 davon zu überzeugen, dass man weniger Milch verkleckert, wenn man die Tasse mit beiden Händen festhält, kam ein langes „Duuuu, Mamaaaaa…?“ von der anderen Seite des Tisches.

Den Mund noch halb voll, wiederholte Kind 1.0 – sich jetzt meiner Aufmerksamkeit sicher – sein „Duuuu, Mamaaaaa…?“ um dann erst mal genüsslich den Mund leer zu kauen.

„Bei dem Fischer und seiner Frau… Da geht doch der Mann jeden Tag angeln, oder?“

Wir erinnern uns: Es ist das Märchen vom Fischer, der mit seiner Frau in einer armseligen Hütte lebt, im Meer einen Butt angelt, der als verwunschener Prinz um sein Leben bittet. Der Fischer lässt ihn wieder frei. Doch als Ilsebill, die Frau des Fischers, das hört, fragt sie ihn, ob er sich denn im Tausch gegen die Freiheit des Fisches nichts von ihm gewünscht habe und das Unheil nimmt seinen Lauf…

 

Grimms Märchen: Der Fischer und seine Frau... und der Butt natürlich. (Darstellung von Alexander Zick, gefunden bei Wikipedia)

 

Ich nickte nur, weil ich jetzt den Mund voller Toastbrot hatte.

„Und der Butt ist doch ein Zauberfisch, oder? Das merkt man ja schon, weil der ja spricht.“

Ich nickte noch einmal und schielte schnell zu Kind 2.0 herüber, die gerade mit ihrem Zeigefinger die Milchtropfen auf dem Tisch zu einem kleinen See zu vereinen versuchte.

„Und weil der doch ein verzauberter Prinz war und auch ganz viele Zauberkräfte hatte, konnte der Butt doch für die Frau alle möglichen Sachen herzaubern, oder?“ 

Ich rätselte, worauf seine Fragen wohl abzielten mochten und nickte noch einmal.
„Er hat der Frau alle Wünsche erfüllt.“

„Und sogar das riesengroße Schloss hat er doch ganz schnell hingezaubert, nicht wahr? Und die Frau vom Fischer hat er sogar zum Papst gemacht!“

„Ja“, bestätigte ich nochmals und fragte zurück:
„Und warum fragst du das alles?“

„Na weil, Mama, ich dann nicht verstehe, wieso der Butt so blöd war und überhaupt am Angelhaken angebissen hat.“

 

 

3 Kommentare

  1. Na das ist doch aber furchtbar einfach und von zahlreichen Fantasy-Autoren, Hexxen und Geisterjägern in einschlägiger Literatur hinreichend erklärt, meine Liebe. Soll das etwa heißen, Kind 1.0 ist nicht mit den Schriften Kings, Nostradamus und Pratchetts vertraut? Ts Ts Ts …
    Es hat etwas mit der Gestalt zu tun, in dem sich der oder die Verzauberte befindet, denn das Narrativum (ist wie ein chemisches Element und sorgt dafür, dass die Gesetze des Geschichtenerzählens eingehalten werden – ohne Narrativum würden schlimme Dinge passieren, wie Vampire könnten Knoblauch essen und der Daumen würde die Pflaumen bekommen und nicht der kleine Finger … furchtbare Dinge eben) sorgt dafür, dass der Verzauberte eben auch nach den „Gesetzen“ der jeweiligen Gestalt, in der er gefangen ist, agiert. Ein Hund muss einem Stock hinterher rennen, Katen fangen und fressen Mäuse (gilt auch für Veganer) und Fische beißen an Angelhaken – so einfach ist das :)

    Ganz liebe Grüße

    William

  2. Das Narrativum gilt offenbar auch in der Politik und für die dort hängenden Angelhaken. Sonst könnte man es nicht verstehen, wieso der Butt…. Jetzt muss die Kanzlerin 8.0 sehen, wie sie es schaffen kann.

    Alles auch 2016 noch aktuell!

    Hezliche Grüße

    Ernst-Erich

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.