Von Spielplätzen und Spiel-Plätzen

Vorsicht: Freilaufende Mutter auf dem Spielplatz!
Vorsicht: Freilaufende Mutter auf dem Spielplatz!

Eigentlich wollte ich direkt über die Fanta Spielplatz-Initiative berichten, für die man auch in diesem Jahr wieder einen Spielplatz vorschlagen kann und der mit genügend Unterstützern und deren Stimmen verschönert wird. Wer die Initiative noch nicht kennt: Unter dem Motto „100 Spielplätze in 100 Tagen“ werden wieder 100 sanierungsbedürftige Spielplätze gefördert. Zudem sollen in diesem Jahr erstmals auch Spielräume unabhängig von festen Spielplätzen entwickelt werden, die auch ältere Kinder und Jugendliche ansprechen. Schließlich wollen nicht nur kleine Kinder Freunde treffen und gemeinsam aktiv werden. Dazu benötigen sie gerade in den Innenstädten mehr Raum.

Aber halt! Einfach nur mehr Raum zum Spielen scheint aber nicht jedermanns Thema zu sein. Glaubt man den Medien, dann beschäftigen sich derzeit viele Leute für viel Geld mit dem Thema „Mädchen- und Jungenspielplätze”. Als ich das zum ersten mal las, glaubte ich an einen Scherz. Wirklich, ich mache mir auch so meine Gedanken über Spielplätze und blogge über Spielplätze für Weicheier und Übereltern, die sich dort tummeln oder darüber, dass Kinder einfach spielen müssen. Nie, aber auch wirklich nie habe ich mir darüber Gedanken gemacht, ob ein Spielplatz auch gendersensibel gestaltet ist. Und ich kann nicht einmal sagen, ob ich mir darüber Gedanken hätte machen sollen, so fern liegen mir diese Überlegungen, die sich jetzt offenbar für viel Geld andere machen. Ob Berliner Spielplätze gendergerecht gestaltet sind, wurde schon das eine oder andere Mal untersucht – immer einher gehend mit der erstaunlichen Erkenntnis, dass Mädchen und Jungen offenbar anders spielen aber manchmal auch eben nicht und gelegentlich sogar miteinander. Skandal!

Sagt es mir gern mit einem eigenen Blogbeitrag oder als Kommentar, ob ich mich mit dem Thema tatsächlich mal eingehender befassen sollte und es nur aus Oberflächlichkeit als Quatsch abtue.

Ganz klar zu sehen, das ist ein mädchenfreundliches Spielfeld. Quelle: Genderspezifische Analyse der Nutzung kommunaler Anlagen in Berlin-Lichtenberg, http://bit.ly/1kGkpnj
Ganz klar zu sehen, das ist ein mädchenfreundliches Spielfeld. Nicht gesehen? Schämt euch.

Ich sehe hier in meiner Gegend ganz andere Probleme: Auf halbem Wege zwischen unserem Haus und der Schule liegt der Drachenspielplatz, der es schon als Geheimtipp in so manchen Berlin-Führer für Touristen geschafft hat. Die Kinder im Kiez haben seit letztem Herbst reichlich Gelegenheit, von weitem auf den Drachen zu blicken und darüber zu diskutieren, ob sie sich beim Anblick des Drachen in eine typische Ritter- oder Prinzessinnen-Rolle gedrängt fühlen. Für mehr reicht es leider nicht, da ein Großteil des Drachenspielplatzes abgesperrt ist. Maroder Zustand, also Sperrung. Ach ja, und leider kein Geld für eine Instandsetzung.
Letztlich haben sich eine Bürgerinitiative und der Bezirkselternausschuss erfolgreich für die Sanierung des Drachenspielplatzes in Berlin-Friedrichshain eingesetzt, aber es wird noch eine ganze Weile dauern, bis der große Bauzaun vom Spielplatz verschwinden wird. Und es ist kein gutes Zeichen, dass es erst besonderem ehrenamtlichen Engagement bedarf, bis Spielplätze wieder zu Spiel-Plätzen werden.

Der Drachenspielplatz in Berlin-Friedrichshain ist gerettet, bleibt aber vorerst gesperrt.
Der Drachenspielplatz in Berlin-Friedrichshain ist gerettet, bleibt aber vorerst gesperrt.

Ja, wir Großstadteltern jammern wieder auf hohem Niveau. Wir wollen das urbane Lebensgefühl und alles in der Nähe, meckern aber, wenn Spielräume für unsere Kinder fehlen oder so langweilig und einfallslos gestaltet sind, dass Kinder sich dort nicht wohl fühlen. Aber ist es denn überzogen, wenn man in einem Land, das über zu wenig Kinder klagt, mal fordert, dass auch die Lebensräume kinderfreundlich gestaltet werden? Damit meine ich übrigens nicht nur Spielplätze, aber da es hier um das Thema geht, beziehe ich mich natürlich in erster Linie auf diese. Ist es denn wirklich so schwer, Spielplätze zu schaffen, die wirklich Lust aufs Spielen machen – und zwar für alle? Spielplätze, nicht einfach nur 0815 sind oder aus „Sicherheitsgründen“ nur noch aus einem einzigen Klettergerüst bestehen?

Zurück zu Fanta: Zusammen mit dem Deutschen Kinderhilfswerk und dem TÜV Rheinland ist die Spielplatz-Initiative in die nächste Runde gegangen. Egal ob Betreiber, Verein, Initiative oder Eltern: Bis bis zum 21. April 2014 kann jeder unter www.fanta.de/spielplatzinitiative einen öffentlichen Spielplatz für eine Modernisierung vorschlagen. Vom 12. Mai bis zum 12. Juni 2014 entscheiden Deutschlands Spielplatz-Fans in einer Online-Abstimmung, wer eine Finanzspritze erhält. Dazu kann jeder einmal täglich unter anderem über Facebook seine Stimme abgeben. Ein besonderer Anreiz, sich für seinen Spielplatz einzusetzen, sind die diesjährigen Hauptgewinne. Die drei Spielplätze mit den meisten Stimmen erhalten jeweils 10.000 Euro. Auf Platz 4 bis 20 wartet ein Zuschuss von jeweils 5.000 Euro und die Plätze 21 bis 100 werden mit einem kreativen Spielelement für ihren Spielplatz belohnt.

Vorsicht: Freilaufende Mutter auf dem Spielplatz!
Vorsicht: Freilaufende Mutter auf dem Spielplatz!

Aber braucht es denn eine Limonade und die Spielplatz-Initiative oder soll man nicht lieber die zuständigen Kommunen stärker in die Pflicht nehmen? Tatsächlich stellt sich immer bei solchen Projekten, an denen ein kommerzieller Partner beteiligt ist, diese Frage. Ich war auch verwundert, als ich ausgerechnet von meinem Bezirksamt über den E-Mail Verteiler die Info zum Startschuss der Fanta Spielplatz-Initiative 2014 bekam. Von dem Bezirksamt, dass Eltern und Kinder per Zettel am Bauzaun wissen ließ, dass man den Spielplatz absperren müsse, aber nicht sanieren könne. (Und es ist ja leider kein Einzelfall.)
Darüber kann man trefflich streiten, aber ich habe die Initiative im letzten Jahr verfolgt und festgestellt, dass viele die Aufmerksamkeit der Fanta Spielplatz-Initiative nutzen konnten, auf die Situation “ihres” Spielplatzes aufmerksam zu machen und bürgerschaftliches Engagement zu bündeln: Was genau gefällt den Kindern nicht an diesem Spielplatz? Wie würde er wieder zu einem Spiel-Platz werden? Was brauchen wir konkret? Muss es wirklich ein Spielgerät aus dem Katalog sein oder geht es nicht auch mit einfacheren Mitteln? Wen sollten wir auf den Zustand unseres Spielplatzes aufmerksam machen? Wer kann uns unterstützen? Wer kann unser Anliegen weiter tragen? Ich glaube, wenn erst einmal der Stein ins Rollen gebracht ist, dann lässt sich viel bewegen.

Ich möchte mit dem Spielplatz-Thema auch etwas bewegen – und zwar euch! Betrachtet das hier als eure Spielwiese zum Thema “Spielplätze und Spiel-Plätze”. Schreibt einen Kommentar, einen Facebook-Beitrag oder einen ganzen Blogartikel, die ihr hier unter dem Artikel verlinken könnt. Und so, wie Fanta auch keine Werbetafel an die Gewinner-Spielplätze anbringen wird, so seid ihr natürlich nicht verpflichtet, die Fanta Spielplatz-Initiative zu verlinken. Wenn ihr das aber gern tun wollt, dann nutzt bitte den Link zur Webseite (www.fanta.de/spielplatzinitiative) oder direkt zur Facebook-Seite (www.facebook.com/fantaspielspass). Ihr könnt bei Bedarf auch eines der folgenden Logos nutzen:

Und ich freue mich natürlich über einen Verweis zu diesem Artikel. Ich bin schon sehr gespannt auf eure Beiträge und darf verraten, dass ich mit Unterstützung von Fanta für euren ganz privaten „Spiel-Platz“ zu Hause unter allen Beiträgen bis einschließlich 21. April 2014 (ja, Ostersonntag!) als Kommentar verlinkt werden und die mindestens 200 Wörter umfassen, eine große Holzschaukel von Peg and Awl im Wert von ca. 170 Euro verlose. Außerdem gibt es noch einen schönen Trostpreis, der aber noch nicht verraten wird.

 

Update: Die Schaukel geht an die Minimotte und ein Trostpreis an Nicola. Herzlichen Glückwunsch! Ihr bekommt eine E-Mail mit weiteren Details von mir. 

5 Kommentare

  1. Tja, braucht es Spielplatz-Initiativen oder müssen die zuständigen Kommunen stärker in die Pflicht genommen werden? Ich denke, beides zusammen ist optimal.

    Wenn man sich als Kommune „kinderfreundlich“ nennt, dann sollte m. E. das Thema „Spielräume“ wirklich ganz oben auf der politischen Agenda stehen, auch in Zeiten knapper Kassen. Kinder brauchen Spiel-, Bewegungs- und Erfahrungsräume.

    Vor allem in Zeiten der steigenden Ganztagsbetreuung sind kreative Draußenspielbereiche für Kinder sehr wichtig. Dies gilt für Außenbereiche von Kindertagesstätten und Schulen, aber auch für Spielplätze in öffentlicher oder privater Trägerschaft.

    Nicht nur im Hinblick auf die demografische Entwicklung ist es ratsam, mit den jeweiligen Akteuren vor Ort in den Dialog zu treten. Ich fände es großartig, würde man Spielplätze nicht als Insellösungen planen sondern eingebunden in ein komplettes Stadtentwicklungskonzept.

    Was die Finanzierung von öffentlichen Spielplätzen angeht, finde ich das
    Projekt „Raum für Kinderträume“des Bezirksamtes Spandau bemerkenswert: http://www.raum-fuer-kindertraeume.de/

    Das Projekt geht auf eine Initiative des Spandauer Baustadtrats Carsten Röding. Hier werden unternehmerische Vorstellungen der (Image-) Werbung mit dem öffentlichen Auftrag, ein kinderechtes Aufwachsen in Städten zu ermöglichen verbunden. Ehrenamtliche Spielplatzpaten unterstützen die jeweiligen Sanierungsprojekte.

    Für mich hat diese Initiative Modellcharakter, auch deswegen, da die Koordination und Verantwortung in hauptamtlichen Händen liegt.

    Bevor jedoch gar nichts passiert, kann man natürlich selbst aktiv werden. Das sensibilisiert alle Akteure vor Ort und stärkt das WIR-Gefühl sowie die gemeinschaftliche Verantwortung für das Aufwachsen unserer Kinder.

  2. Muß man denn wirklich gendergerechte Spielplätze bauen?
    Ich glaube nicht, wenn man Mädchen und Jungs nicht schon im Kindesalter in verschiedene Lager drängen will.
    Mein Aufruf: Sichere Spielplätze ohne morsche Balken und kaputte Sicherungen und phantasieanregende Spielgeräte.
    Mein Beitrag dazu unter http://ichlebejetzt.com/spielplaetze/

    Liebe Grüße
    Suse

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