Warum ich Connis Mutter doof finde

Buchcover "Conni kommt in den Kindergarten" © Carlsen Verlag
Buchcover "Conni kommt in den Kindergarten" © Carlsen Verlag

Conni Klawitter lebt mit ihrer Mama Annette, ihrem Papa Jürgen, ihrem kleinen Bruder Jakob und ihrem Kater Mau in einer kleinen namenlosen Stadt. Sie hat am 30. April Geburtstag. Conni trägt am liebsten Hosen und Pullover oder T-Shirts mit rot-weißen Ringelstreifen. Conni hat strubbelige blonde Haare und immer eine rote Schleife oder ein rotes Haargummi im Haar. Conni ziert seit fast 20 Jahren die Bücher des Carlsen Verlages. Soviel zu den Fakten.

Seit 1992 das erste Pixi-Buch „Conni kommt in den Kindergarten“ Einzug in deutsche Kinderzimmer hielt, müssen Mütter sich mit Connis Mutter vergleichen lassen. Bisher nahm ich diese Frau Klawitter, Connis Mutter, nicht besonders ernst.

Ja, sie sieht auf keinem der von Eva Wenzel-Bürger gezeichneten Bilder, die ich bisher gesehen habe, wirklich böse oder genervt aus. Ja, sie lässt sich nie, aber auch wirklich nie von ihrem (unter uns gesagt ziemlich vorlauten) Töchterchen aus der Ruhe bringen. Natürlich ist mir auch schon aufgefallen, dass Connis Mutter immer eine Antwort parat hat. Auf wirklich alle Fragen ihrer Tochter. Bisher war mir das egal. Schließlich geht es in den Büchern um Conni und ihre Erlebnisse.

Ausgerechnet bei unserer Reise nach Holland – und der ersten Flugreise für meinen Nachwuchs – lernte ich Connis Mutter hassen. Dazu genügte ein einziger Satz meines Sohnemanns. Und das kam so: Wir saßen in Reihe fünfzehn unseres Fliegers von Berlin nach Amsterdam. Ich war froh, dass bisher alles prima – ja, fast bilderbuchreif – geklappt hatte. Wir hatten rechtzeitig den Flughafen erreicht, eingecheckt, den Kinderwagen zerlegt, so dass er in genormte Plastiktüten passte und aufgegeben werden konnte. Dann noch Raubtierfütterung – Milchbar für die Kleine, Saft und Keks für den Großen und natürlich Latte Macchiato für die Mama. Ich fand meine Leistung für eine allein Reisende mit zwei Kindern lobenswert. Ohne Tränen verging die Zeit bis zum Sicherheitscheck und Boarding. Und nebenbei beantwortete ich geduldig und nach bestem technischen Verständnis die gefühlt 10.000 Fragen meines Zöglings.

Die zehntausendunderste Frage vom Sohnemann, der seine Nase am Flugzeugfenster platt drückte, war: „Mama, warum ist da so ein komisches Loch auf dem Flügel?“ Oha, Flügel mit Loch? Was hatte er denn da entdeckt? Ich jedenfalls sah nichts, was wie ein Loch aussah. Ich wiegelte ab, dass ich kein Loch sehen könne und wenn da doch ein Loch wäre, es bestimmt seinen Nutzen hätte. „Welchen Nutzen?“, kam es sofort vom Platz neben mir. Ich gab zu, dass ich keine Ahnung hätte, weil ich mich mit Flugzeugen nicht so gut auskenne.

„Mama, warum weißt du nicht so viel wie Connis Mama? Conni ist auch schon mal geflogen und Connis Mama hat immer alles erklärt.“, hakte mein Kind nach. Immer und alles. Natürlich, denn Connis Mutter ist ja auch die Supermutter der Nation. Und die Geschichte, in der Conni mit der Supermutter und dem Rest der Familie in den Urlaub fliegt, kennt er längst.

Fast hätte ich Kind 1.0 vorgeschlagen, dass er doch einfach beim nächsten Mal mit Connis Mutter in den Urlaub fliegen könne, tat es aber lieber nicht. Schließlich war ich es ja, die zuließ, dass Familie Klawitter überhaupt erst Einzug in unser Kinderzimmer hielt.

Alle weiteren Fragen bis zur Ankunft in Schipol und unserem Zielort in Noord Holland beantwortete ich geduldig und gern. Manchmal einfach nur, indem ich Sohnemann einen Schmatzer auf die Wange drückte und ihm ins Ohr raunte: „Das, mein Schatz, weiß nur Connis Mama.“

Buchcover "Conni kommt in den Kindergarten" © Carlsen Verlag
Buchcover „Conni kommt in den Kindergarten“ © Carlsen Verlag

15 Kommentare

  1. Conni, Conni mit der Schleife im Hat, Conni, Conni, du bist einfach wunderbar…. Ja, die Familie Klawitter. Qualen als Buch und Hörspiel.

    Und ja, Connis Mama ist doof! Diese ewig gut gelaunte und verständnisvolle Mama, die alles kann und alles weiß und sowieso perfekt ist; unglaublich ätzend und nervig!

    Es muss Neid sein…

    1. Hallo Dani! Ja, es ist geradezu verwerflich… ;-)
      Ich glaube, es ist gar nicht weiter schlimm, wenn einige der Kassenschlager den Weg ins Kinderzimmer nicht finden. Sonst wäre ja kein Platz mehr für andere feine und weniger bekannte Fundstücke.

  2. Die Geschichten rund um Conni interessieren weder meinen Sohn, noch mich…und Dein vielumworbenes Geschreibsel ist leider auch nicht besser! Dein Schreibstil ist leider sehr fade-lediglich die Tatsache, dass nahezu jede Zeile in einer anderen Zeitform verfasst wurde, stieß mir ins Auge…so wird das nix!

    1. Hallo Tini, danke für deinen Kommentar, aber welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen? Die Kritik über meine Schreibe nehme ich gern an. Vermutlich bin ich genau deshalb auch keine Autorin geworden, sondern blogge so vor mich hin. Wenn dich aber Conni und ihre Geschichten so gar nicht intresessieren, dann mach lieber einen Bogen um Blogpostings mit „Conni“ im Titel.

  3. Hallo!

    Kann ich verstehen, das der Kommentar, Connis Mama weiß aber alles, dich getroffen hat. Aber was ist denn so falsch daran, Conni zu lesen? Ja natürlich, Connis Mutter weiß alles. Aber vielleicht sollte man sich mal überlegen, dass Connis Mutter eine utopische Form der Mutter ist. Außerdem lernt das Kind doch, wenn es Conni liest oder hört! Wie wäre es denn, wenn Conni fragen würde, und ihre Mutter würde sagen: Keine Ahnung, Conni! Würdet ihr eure Kinder sowas hören lassen? Was bringt denn das, außer einer netten Geschichte? Vielleicht solltet ihr euren Kindern auch klarmachen, dass Connis Mutter NICHT real ist und nicht zu vergleichen ist, und im wahrsten Sinne des Wortes so perfekt ist, wie niemand sein kann. Mir persönlich hilft Conni immer dann, wenn ich mein Leben sch**** finde. Dann kann ich mich in dieser wunderbar kindlichen Utopie des Lebens verlieren und alles andere vergessen. Vielleicht ist es ja auch das, was die Kinder an Conni so lieben.

    LG Lana

    1. Hallo Lana,

      Connibücher erfreuen sich hier weiterhin großer Beliebtheit. Keine Sorge, sie wurden nicht aussortiert. Allerdings längst nicht mehr bei Kind 1.0, sondern bei seiner jüngeren Schwester. Ich allerdings habe Connis Mutter noch nicht tiefer analysiert oder überlegt, ob mir die Geschichten bei irgendetwas helfen könnten. Ja, irgendwie ist sie eine Mutter-Utopie.

      Liebe Grüße, Sophie!

  4. Connis Mutter, Connis Famile und die gesamte Conniwelt ist keine Utopie, sondern Klischee pur. Platter und stereotyper als bei Conni geht es wahrscheinlich gar nicht mehr.

  5. Hallo zusammen,
    Finde den Blogartikel eigentlich ganz witzig – bis auf eine ziemlich wichtige Unstimmigkeit:
    (ich habe die Geschichte von Connis erstem Flug gerade ziemlich präsent, da unsere Tochter leider Conni gut findet …)
    In „Connis erster Flug“ ist es der Vater, der Conni erklärt, warum Flugzeuge fliegen können („Auftrieb“ und so…) – ist doch viel zu technisch für Connis Mama :-P
    Was ich an Conni daher auch vor allem kritisiere ist, dass die Geschichten voller Geschlechterklischees sind und daher die Falschdarstellung oben zeigt, dass das anscheinend nicht alle so wahrnehmen?. Hier ein paar Beispiele:
    In „Conni lernt backen“ überredet Conni Ihre Mutter (die eigentlich Mittagsschlaf halten will!!!) dazu, Kekse zu backen. Für Papa aber wird der größte Keks gebacken und als er ausgeruht von der Arbeit kommt, erwartet Ihn eine glückliche Familie an der Kaffeetafel und er darf den Keks essen.
    So geht das in einem fort: Papa baut Conni ein Fahrrad, Mama macht die Kindergarteneingewöhnung, Papa tobt mit den Kindern, Mama darf mit Conni wieder aufräumen…!
    Also: Papa handwerkt und ist häufig abwesend, Mama ist für Gefühle und Häusliches zuständig und einfach immer da :-/…
    Dabei ist Connis Mama eigentlich Ärztin („Conni geht zum Zahnarzt“). Aber natürlich sieht und liest man NIE, dass Connis Mama zur Arbeit muss!

    1. Hallo Johanna,

      danke für deinen Kommentar. Habe ich dieses – wirklich nicht unwichtige Detail – am Ende gar nicht bemerkt?
      Nun ist die Geschichte ja nicht das einzige Connie-Pixi-Buch, das seinen Weg in unsere Sammlung gefunden hat. Ich werde mal unsere nicht ganz aussagekräftige Auswahl dem Rollenklischee-Check unterziehen. Danke für den Hinweis schon mal!

      Liebe Grüße, Sophie!

    2. Das variiert einfach je nach Version, auf der Dvd und im Buch das wir haben, ist es jeweils die mama, die es erklärt, auf der CD der Papa =)

  6. Hallo,
    Ich bin mit den Conni-Büchern groß geworden und habe sie als Kind geliebt. Jeder darf natürlich seine eigene Meinung haben, aber was erwartet ihr von einer Buchreihe für Kinder?
    Es ist doch total logisch, dass Connis Eltern auf alle Fragen ihrer Kinder eine Antwort haben. Die Geschichten sollen lehrreich und unterhaltsam sein, da können die Protagonisten nicht sagen „Weiß ich nicht“.
    Natürlich sind die Bücher sehr klischeehaft. Im echten Leben hat jede Mama und jeder Papa auch mal einen oder mehrere schlechte Tage, haben zum Frühstück kein Lexikon gegessen, können ihren Kindern nicht ermöglichen an jeder Freizeitaktivität teilzunehmen und sind im allgemeinen nicht perfekt. Würdet ihr jedoch euren Kindern eine Geschichte vorlesen, wo die Mama oder der Papa einen Nervenzusammenbruch bekommt, weil sie zu überfordert sind?
    Die Geschlechterklischees sind mir früher nie aufgefallen und sollte es wirklich so sein finde ich es zwar nicht gut, aber auch nicht unbedingt tragisch. In der realen Welt sehen die Kinder doch, wie es wirklich abläuft. Außerdem kann ich mich noch sehr gut daran erinnern, wie Connis Mutter zur Arbeit gegangen ist. Wenn mich nicht alles täuscht hat Sie sogar Überstunden gemacht.
    Die Conni-Bücher haben mich sehr geprägt. Ich habe viel gelernt, viele Anregungen bekommen und mich gerne in Connis Abenteuern verloren.
    Aber wie oben bereits erwähnt. Jeder darf seine eigene Meinung haben!

    Mit freundlichen Grüßen Jennifer

  7. Aber die Steigerung zu Connis Mutter, die ja immerhin alles weiß und zudem noch Ärztin ist, ist die Mutter von Leo Lausemaus. Die Geschichten von Leo, dem Nihilisten, nerven ja ohnehin schon sehr, aber als Mami arbeiten gehen muss, hört der Spaß ganz auf. Ja, natürlich, Mama MUSS. Sie möchte nicht etwa wieder ihrem Beruf nachgehen, den sie vor Geburt der kleinen Nervensäge erlernt und gerne ausgeübt hat, nein. Sie muss, weil sonst das Geld nicht reicht. Sie muss sich etwas suchen. Und sich dafür tatsächlich von ihrem Goldstück einige Stunden trennen. Schweren Herzens. Schlimm ist das, aber es muss leider sein. Da war bei mir der Punkt erreicht, die Feministische Flagge zu hissen und meiner Tochter irgendwie zu erklären, das dies nicht das Frauenbild ist, das ich ihr vermitteln möchte. Sie fand es zum Glück eh reichlich dämlich, wie sich Leo aufführt, weil Mama etwas für sie vollkommen Selbstverständliches tut, nämlich einer Arbeit nachzugehen. Trotzdem ärgert es mich, dass heute immer noch solche Geschichten stattfinden und sich die Autoren anscheinend darüber keine Gedanken machen, was dabei unterbewusst vermittelt wird.

    1. Hallo Lucilin,

      oh, Leo Lausemaus. Ich glaube, davon haben wir genau ein kleines Pappenbuch. Dann schaue ich mir die Geschichten doch noch mal genauer an… :-)

      Vielleicht ist es gar nicht schlecht, gemeinsam mit Kindern vorurteilsbehaftete Kinderbücher kritisch anzuschauen. Mit den Grimmschen Märchen machen wir das schon lange und haben viel Spaß daran. Nehmen wir Aschenputtel. Wieso sagt der Vater eigentlich nichts zu der ganzen Situation? Spätestens, wenn plötzlich die eigene Tochter nur noch in Lumpen und Holzschuhen herumläuft, müsste dem Vater doch die Hutschnur platzen. Und überhaupt, warum ist er so selten da? Oder Rapunzel und ihr Prinz… Wieso lässt sie sich jedes Mal einen Strang Seide mitbringen, statt einfach den eigenen Zopf zu opfern und ihn als Seil zu benutzen. Und hey, warum kann der Prinz nicht mal ein anständiges langes Seil mitbringen? So etwas dürfte am Königshof ja wohl aufzutreiben sein. usw.

      Weißt du, was ich meine?

      1. Absolut! Im Prinzip machen wir es auch immer so – wenn mir oder uns etwas merkwürdig vorkommt (und das sind meistens die klischeebehafteten oder auch rassistischen Aspekte in einer Geschichte), reden wir darüber. Bei Märchen ist es nochmal was Anderes, finde ich. Diese Geschichten sind sehr sehr alt und auch für die Kinder sehr offensichtlich fiktiv und nicht real. Leo und Conny hingegen sollen ja gerade lebensnah sein – „eine/r von uns“ so zu sagen. Deshalb bin ich bei diesen Sachen vielleicht auch etwas empfindlicher, weil sie doch eben noch all zu oft ein Familienleben vermitteln, das nicht wirklich in die heutige Zeit passt.
        Habe Deinen Blog gerade erst entdeckt übrigens: I LIKE. :-)

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