Warum #nureinmamablog ein großartiger Hashtag ist

"Weniger Stigma. Mehr Stolz." Über Mamablogs und das Selbstverständnis bloggender Mütter. #nureinmamablog auf www.berlinfreckles.de Quelle: http://www.berlinfreckles.de/mutter-sein/nureinmamablog
"Weniger Stigma. Mehr Stolz." Über Mamablogs und das Selbstverständnis bloggender Mütter. #nureinmamablog auf www.berlinfreckles.de Quelle: http://www.berlinfreckles.de/mutter-sein/nureinmamablog

Habe ich jemals behauptet, ich würde Klischees und Schubladendenken hassen? Heute ziehe ich die Mamaschublade ganz weit auf, räume sie auf und verpasse ihr sogar noch einen neuen Anstrich in den schönsten Farben. Das hier ist ein Mamablog und das ist gut so!*

*Als Berlinerin konnte ich mir die Abwandlung eines bekannten Zitates eines verschlissenen Hauptstadtbürgermeisters nicht verkneifen. (Referenz hier.) Zu sagen, dass man einen Mamablog hat, gleicht leider immer noch einem Outing.

Gerade bin ich auf dem Weg zurück von der #denkst Elternbloggerkonferenz in Nürnberg und meine Gedanken rollen schneller als der ICE durch die Landschaft irgendwo mitten in Sachsen. Auf Twitter, Instagram und Co. hallen die Gedanken zum gestrigen Tag noch nach.

Ein wenig ärgere ich mich noch über mein Unvermögen, an zwei Orten gleichzeitig sein zu können, denn alles, was ich von Berlinmittemom’s Vortrag mitbekommen habe, sind Fotos auf Instagram, wie dieses hier.

Da ich aber im Alltag grundsätzlich von der Macht der positiven Selbstüberlistung profitiere, merke ich schnell, dass es sich nicht lohnt, sich länger darüber zu ärgern. Schließlich wohnt Anna in der gleichen Stadt und wir sind auch virtuell bestens miteinander vernetzt. Alles, was ich zum Vortrag wissen möchte, kann ich sie jederzeit einfach fragen. Irre oder? Diese Möglichkeiten!

Und zum anderen hat man bekanntlich in Momenten, in denen man nichts weiß, besonders viel Platz, um seinen Kopf mit eigenen Gedanken zu füllen. Der Hashtag #nureinmamablog unten auf der Folie ist nämlich großartig und ich erkläre gern warum.

#NUReinmamablog regt auf und im besten Fall an

„Was heißt denn hier NUR“, war meine erste Reaktion auf diesen Hashtag. Immer wieder höre ich Mama-Bloggerinen sagen, ihr Blog wäre ja nicht nur ein Mamablog, sondern hätte auch was mit Lifestyle, Reisen, Büchern, Inklusion, Rezepten (…und unendlich vielen Themen mehr) zu tun. Doch die sprachliche Wendung „nicht nur, sondern auch“ beinhaltet immer auch eine Abwertung. Warum sagen Mamabloggerinnen nicht öfter Sätze wie diese hier?

„Ich habe einen Mamablog und veröffentliche dort Pasta-Rezepte, die du garantiert sofort nachkochen willst.“

„Ich schreibe einen Mamablog, der regelmäßig die Twitter-Timeline Wellen schlagen lässt, weil ich gesellschaftliche Tabuthemen offen anspreche.“

„Ich habe einen Mamablog, auf dem ich mit meinen Reisefotos großes Fernweh auslöse und zudem noch Tipps verrate, die sicher nicht im Reiseführer stehen.“

Diese Liste lässt sich beliebig fortsetzen und ich möchte sie gern öfter hören und lesen.

#nureinMAMAblog lässt Rollenspiele zu

Ach ja, die gute alte Mutterrolle! Lesen wir nicht täglich irgendwelche Artikel darüber im Netz, was man als Mama darf und soll? Scheinbar ist ganz Deutschland noch immer auf der Suche danach, was das gesellschaftliche Konstrukt einer  Mama (a.k.a. die gute Mutter) ausmacht?

Während 2005 die Netzwelt schon einmal intensiv nach „Mutterrolle“ und „Vaterrolle“ gesucht hat, erlebt die Mutterrolle gerade jetzt im April 2016 einen neuen Trend. Neugierige schauen gern direkt bei Google Trends nach. Die Farben sind übrigens keine Anspielung auf die Rosa-Hellblau-Falle. Ein Schelm, wer böses dabei denkt, dass der blaue Graph die Mamas repräsentiert.

Das zeigt, dass offenbar noch ganz viele Fragen dazu offen sind und dass es ein Bedürfnis gibt, über die Mutterrolle Elternrollen zu reden. Die Antworten auf diese Fragen sollten wir allerdings nicht nur jenen überlassen, die mit starkem Hang zu Clickbaiting-Überschriften alte Ansichten durch neue Medienkanäle spülen wollen.

#nureinmamaBLOG zeigt einen Weg Botschaften zu transportieren

So wie ein Diplom ein Dokument ist, auf dem das Wort Diplom steht, so ist ein Blogger ein Mensch, der ein(en) Blog hat. So einfach und nicht mehr, denn Blogs sind ein Hilfsmittel, ein Konstrukt und letztlich nur ein Transportmittel und Botschaften zu transportieren. Hätten wir sie nicht, würden einige von uns HTML Code in Dateien schreiben und andere von uns würden gar nichts schreiben.

Wir haben es in der Hand, welche Botschaften wir mit unseren Blogs transportieren wollen. Wir können unsere Vehikel auf Hochglanz polieren, wir können sie nach unserem Geschmack ausgestalten und viele Leute zum Anschieben oder Ziehen holen, wenn wir allein nicht mehr voran kommen. Wir können unser Vehikel aber auch an den Wegesrand schieben und auf ganz andere Formate umsteigen. Der digitale Fuhrpark ist da und wir dürfen wählen.

#nurEINmamablog zeigt, wie viele wir sind

Ist es nicht erstaunlich, wie sich die Bedeutung eines Wortes verändern kann, wenn man nur eine Silbe anders betont?

Einen Feldversuch habe ich gleich hier im Abteil gestartet. Die Versuchsgruppe bestand in dem Fall nur aus einem älteren Herrn, der sich die Zeilen auf meiner Notebooktasche durchgelesen hat, während auch auf der Toilette war. Auf seine Frage, was genau mit „bloggende Mutter“ gemeint sei, erzähle ich, dass BerlinFreckles nur EIN Mamablog von vielen, mannigfaltigen Mamablogs ist, setze meinen bedeutungsschwangeren Gesichtsausdruck auf und lasse eine gekonnte Sprechpause folgen.

Wir plaudern weiter, bis uns der Personalwechsel eine erneute Fahrkartenkontrolle beschert. Nach dem die Formalitäten erledigt sind, wendet sich mein Gesprächspartner noch einmal an mich: „Wenn ich das richtig verstehe, sind Mamablogs eine Art literarisches Genre, umfassen aber deutlich mehr als das Schreiben. Ein mediales und gesellschaftliches Genre, wenn man so will?“

Ich möchte dem Herrn darauf gern ein High Five geben, belasse es aber bei einem zustimmenden „Genau.“

Jetzt, da ich diesen Blogartikel schreibe, überlege ich kurz, ob der Zufall mir so eine Überleitung zur Leseempfehlung in den Schoß geworfen hat, denn „Ich bin ein Mama-Blog: Aufwertung eines Genres“ heißt Annas Blogartikel zum Thema aus dem November 2015. Und für „Weniger Stigma. Mehr Stolz.“ bekommt sie beim nächsten Treffen einen fetten Knutscher von mir.

http://berlinmittemom.com/2015/11/09/ich-bin-ein-mama-blog-aufwertung-eines-genres/

Habt ihr euch schon einmal selbst mit dem Thema Mamablog auseinander gesetzt? Kennt ihr weitere gute (lustige, kontroverse, ermutigende…) Artikel dazu? Dann freue ich mich über eure Links als Kommentar.

Nachtrag: Susanne von Geborgen Wachsen hat einen wirklich passenden Artikel darüber geschrieben, dass jeder positive Artikel über liebevolle Elternschaft und wertschätzenden Umgang in der Familie gesellschaftspolitisch wichtig ist. Nicht nur, obwohl solche Artikel nur in einem Mamablog erscheinen, sondern gerade weil sie in Mamablogs erscheinen. Weil sie wichtig und ganz nah an der relevanten Zielgruppe sind.

 

5 Kommentare

    1. Meine liebe Carola,

      hab vielen Dank für den Link. Dein Abschluss gefällt mir sehr. „Vielmehr sollten Blogs als das gesehen werden, was sie sind: ein Abbild der Vielfalt unserer Gesellschaft. Ein Abbild unseres Lebens.“

      Beste Grüße nach Hamburg!
      Sophie

  1. Danke für diesen Artikel, mir ging es gestern auf der Heimfahrt ähnlich, denn auch ich habe Annas Beitrag verpasst. Ich hatte letztes Jahr ein besonders unangenehmes Erlebnis als ich ein kleines Treffen für hiesige Elternblogger veranstaltete und eine mir eigentlich liebe Mama und Lifestyle Bloggerin dazu einlud. Ihr Kommentar war „Ich bin aber kein Mamiblog! Ich definiere mich nicht über meine Kinder!“. Die Wut schnürte mir den Hals zu und bis heute denke ich darüber nach diesem dummen Kommentar einen Artikel zu widmen. Ich glaub, es ist an der Zeit…

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