Am Ende wird aus mir noch eine Strickliesel…

Baum mit schickem Strick in Ohio, Foto: Shrewdcat [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Eigentlich wollten wir nur zur Geburtstagsfeier meines Neffen und am Ende fand ich mich auf einer Gartenbank wieder  – und zwar mit Begeisterung häkelnd. So kann’s kommen, aber nun von Anfang an. Lange ist es her, da nahm meine Oma ihre Enkelinnen beiseite und erklärte uns geduldig und mit viel Hilfestellungen, wie man Knöpfe annäht, eine Socke stopft und häkelt. Ich fand das mächtig spannend, denn in der Schule gab es keinen Handarbeitskurs. Wir hatten dafür das Fach Werken und ich konnte in Nullkommanix Stromkreise bauen. Parallelschaltung, Reihenschaltung, Wechselschaltung? Alles kein Problem. Auch konnte ich prima Löcher in Sachen bohren. Häkeln fand ich schwer. Ich hatte meine liebe Not, die Löcher bei den Maschen so hinzubekommen, dass es es nach einem gleichmäßigen Muster aussah. Die Luftmaschen sahen bei mir immer eher aus wie ein verunglückter Stromkreis mit lauter Kabelsalat.

So sehr ich auch Omas geduldige Anleitungen heute noch zu schätzen weiß, so muss ich doch zugeben, dass ich eher der Typ für die Strickliesel war. Das Prinzip ist ja denkbar einfach und man konnte an eine Million Sachen denken, während die Hände quasi von allein dafür sorgten, dass unten aus der Strickliesel der Wollwurm heraus kam. (Wer wirklich nicht weiß, was eine Strickliesel ist, der findet hier eine einfache Strickliesel Anleitung, sogar mit Video.)

Doch dann beim Geburtstag meines Neffen unter Piratenflaggen und zwischen halb leer gefutterten Tellern kam ich ins Schwärmen fürs Häkeln. Erst holte meine Schwester ihre fertig gestellten Mützen und Schals hervor. Dann das aktuelle Projekt: ein Kuscheltier! Ein paar Minuten später blätterte ich mich durch einen Stapel Häkelbücher (darunter auch eine Häkel-Bibel!), kramte im Strick- und Häkelkörbchen und hörte mich sagen: „Du musst mir das unbedingt nochmal zeigen mit den Luftmaschen. Ich weiß, ich kriege das hin.“. Und was soll ich sagen? Die ersten Maschen sahen noch aus wie verknotete Kabel aus dem Werkunterricht, aber schon bald zeigte sich ein regelmäßiges Muster. Dann kam die nächste Reihe dran. (Danke, Schwesterherz für deine unendliche Geduld!) Da wir uns jedoch nicht zum Häkeln, sondern zum Kindergeburtstag versammelt hatten, hieß es, die Wolle erst einmal wieder zu verstauen.

Sehr viel später nach Essen, Kinderbowling und Toben auf dem Spielplatz fuhren wir spontan in den Garten, da das Wetter doch viel besser war als vorhergesagt. Als ich auf der Gartenbank saß und meine Nase der Sonne entgegen streckte, stand meine Schwester mit dem Strickkorb neben mir und lächelte. Und so kam es, dass ich mich – eine Häkelnadel Größe 5.0 in der Hand haltend – auf einer sonnigen Gartenbank wiederfand und die Welt in diesem Moment perfekt war.

Baum mit schickem Strick in Ohio, Foto: Shrewdcat [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons
Baum mit schickem Strick in Ohio, Foto: Shrewdcat
Doch Moment, hatte Oma uns nicht auch erklärt, wie man strickt…?

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