Mit Kind 1.0 war ich einmal pro Woche bei der Zwergenmusik, als er knapp ein Jahr alt war. Dann folgte lange Zeit nicht nichts. Als er vier war, ging er mit seiner Lieblingsfreundin aus dem Kindergarten zur Musikalischen Früherziehung in die öffentliche Musikschule. Kind 2.0 hatte bis auf ein paar Besuche im Musikkurs des großen Bruders keinerlei Fort- und Weiterbildung in Sachen Musik. Ich war immer grundsätzlich immer dagegen, meinen Nachwuchs in möglichst viele Früherziehungs-Maßnahmen zu stopfen, damit sie sich früh bilden und zu optimal geschulten Erwachsenen heranreifen. Trotzdem wagte ich beim ersten Kind die zwei Versuche, merke aber heute keinen Unterschied in Sachen Musikalität bei meinen beiden.
Trotzdem lief mir heute das Thema musikalische Früherziehung noch einmal über den Weg. Ein Kindergarten aus unserem Trägerverbund bekam den FELIX Musikpreis. Klar, es spricht ziemlich viel dafür, seinen Kindern die Gelegenheit zum Musizieren zu geben. Unbestritten ist, dass Musik für Kinder sinnvoll ist, weil es den Kleinen viel beibringt: Die Gehirnhälften sollen sich besser aufeinander abstimmen, das Kind lernt, selbstständig zu lernen und zu üben und hat nebenbei viel Spaß. Angeblich ist es ja genetisch bedingt, wie musikalisch ein Kind ist. Wie sich dieses Potenzial entwickelt, hängt jedoch von den ersten Lebensjahren ab.
Dabei muss es vielleicht nicht gleich die bezahlte Früherziehung sein. Eltern können ihren Kindern schon viel beibringen, wenn sie mit ihnen aktiv singen und auch mal ein Tänzchen wagen. Fragt man die Frühpädagogen – ich habe sie ja auf der selben Büroetage – ist Vorsingen und sich dabei Bewegen viel angenehmer für die Kinder, weil sie sich an den Bewegungen abschauen können, wie der Rhythmus des Liedes ist. An den Lippen können sie zusätzlich den Liedtext ablesen und so leichter lernen. Hüpf- und Klatschspiele, die mit Bewegung und Reden zu tun haben, scheinen auch schon die Musikalität zu fördern – ein weiterer Grund für den Klassiker „Hoppe, Hoppe Reiter.“
Bei Musikinstrumenten ist es wichtig, das Kind nicht zu schnell zu überfordern. Am besten eignen sich für den Einstieg Instrumente, mit denen sehr leicht Klänge zu erzeugen sind, wie ein Glockenspiel oder die Blockflöte. Dabei ist das Glockenspiel nicht nur für die Eltern nervenschonender, sondern auch besonders hübsch für das Kind: Es kann spielend leicht schöne Klänge produzieren und lernt wegen der bunten Tasten und der unterschiedlichen Größen der Metallplättchen schnell die einfachen Prinzipien der Klangerzeugung.
Aber auch einfache Rhythmusinstrumente können den Kindern viel Spaß bereiten, vor allem den ganz Kleinen. Babys Rhythmus Set, gesehen bei elfen.de, beinhaltet viele verschiedene Rasseln mit verschiedenen Klängen. Hier können auch gleich mehrere Kinder mit verschiedenen Rasseln spielen und sich an den Klängen erfreuen – vielleicht gesteuert durch einen lärmresistenten Elternteil.
Allerdings spricht durchaus etwas für zusätzliche musikalische Früherziehung, gerade wenn Musik im Elternhaus kaum eine Rolle spielt. Denn hier lernen die Kleinen nicht nur musizieren, sondern auch gleich, mit anderen Kindern zusammen etwas zu tun. Sie müssen sich im Kurs mit ihren Klängen auf die anderen Kinder einstellen und bekommen so nebenbei vermittelt, was Empathie und sich auf Mitmenschen Einstellen heißt. Außerdem haben die Kinder hier jede Menge Instrumente zur Verfügung, die sie in aller Ruhe ausprobieren können. Ein weiterer Vorteil von der musikalischen Früherziehung wäre, dass der Lärm außerhalb der eigenen vier Wände stattfindet. Denn egal wie viel Spaß die Kleinen mit den Instrumenten haben, für Erwachsene ist die Beschallung ja schon sehr anstrengend.
Ich halte mich trotzdem erst einmal an die einfachen Musikinstrumente für meine Kinder. Immerhin holt Kind 2.0 jetzt manchmal noch ihre alten Rasseln aus der Kiste mit dem Babykram hervor. Gerne gespielt wird hier allerdings auch auf dem alten Kinder-Akkordeon, auf dem ich als Kind schon schon Krach Musik gemacht habe. Mal sehen, wann der Wunsch nach einem Schlagzeug kommt…
Richtig, liebe Sophie! Musikalische Anlagen stecken in uns allen. Aber warum wird vielfach so wenig daraus gemacht?
Es nützt wenig, wenn zwar Mama und Papa musikalisch sind, sie jedoch nur unzureichend in der Lage sind, die Talente ihrer Sprösslinge zu wecken und aktiv zu fördern.
Ist es nicht nur eine faule Ausrede wenn gesagt wird keine Zeit zu haben?
Du schreibst schon ganz richtig, liebe Mama Sophie: „…man muss die Kleinen nicht in zahlreiche frühkindliche Kurse stopfen.“ Der Tagesablauf unserer Kinder und Enkelkinder ist schon viel zu sehr durchgeplant.
Gerade die einfachen zwang freien Dinge machen nicht nur unseren Jüngsten sondern auch vielen junggebliebenen Erwachsenen sehr viel Spaß.
Wissen wir nicht selbst aus eigener Erfahrung, dass sich zum Beispiel die selbstgefundenen kleinen Stöckchen hervorragend als begleitende „Rhythmusinstrumente“ eignen? Bei einem Spaziergang durch einen nahegelegenen Park oder Wald – der übrigens nichts außer die gemeinsam verbrachte und erlebte Zeit kostet.
Warum nicht auch hierbei Vorbild sein und einfach mal ein Liedchen mit den Kindern trällern? Es kann schon ein ausgedachtes oder ein lustiges Quatschlied sein. Wie oft erlebe ich, wie schrecklich steif und „furchtbar erwachsen“ manchmal die Großen sind.
Wir wissen – Singen nützt der Gesundheit –
Beim Singen schüttet der Körper vermehrt eine Substanz aus, die unter anderem das Gedächtnis und die soziale Bindungsfähigkeit positiv beeinflusst. Nachgewiesen ist auch, dass die Konzentration jener Hormone gesenkt wird, die stressanfälliger und aggressiv machen.
Was sagte dazu schon Platon (griechischer Philosoph 427-347 v. Chr.) ?
„Die Erziehung zur Musik ist von höchster Wichtigkeit, weil Rhythmus und Harmonie machtvoll in das Innerste der Seele dringen.“
Das ist der springende Punkt, sagt Eure Elisabeth!