Wenn Anne-Lu von Große Köpfe #GeschichtenvomScheitern sammelt und zur Blogparade aufruft, dann lege ich den Artikelentwurf von drei schönen Tagen in Prag erst einmal beiseite, schiebe auch den Bericht aus Dänemark nach hinten und rufe laut „Hurra!“. Nicht, weil ich so sensationell gut im Scheitern bin, sondern weil hier schon lange das passende Bildmaterial dazu auf dem Rechner schlummert und ich bisher nicht so recht wusste, wie ich das im Blog unterbringen soll.
Aber einen großen Schritt zurück und ganz langsam. Wisst ihr eigentlich, was eine Heldenreise ist?
Ich wusste mit dem Begriff bis zum letzten Herbst nicht wirklich etwas anzufangen. Im letzten Herbst, ganz in der Nähe von München, inmitten von bunten LEGO Steinen und in einer schönen Runde zusammen mit Andrea von Munichs Working Mom, Claire von Cappu Mum, Katharina von Stadt Land Mama und Sven von Zwillingswelten, lernte ich viel über Helden und die Heldenreise. Wir Blogger wurden in die deutsche Zentrale von LEGO eingeladen, um einerseits die neuen Helden im LEGO Duplo Sortiment kennen zu lernen und einem spannenden Vortrag von Uwe Walter zu folgen. Uwe ist Profi in Sachen Storytelling und berät vor allem Kunden aus der Medienbranche.
Während ich etwas über die Heldenreise erfuhr, genossen nebenan meine zwei großen Helden eine liebevolle Kinderbetreuung und LEGO Steine im Überfluss und die jüngste Heldin der Familie die liebevolle Betreuung durch den Papa. Ich lernte im Raum nebenan, dass keine erfolgreiche Heldengeschichte ohne Kapitel auskommt, die von Zögern, Problemen und Scheitern handeln. Ihr wisst schon. Erst zögern, sich dann aber doch auf das größte Abenteuer seines Lebens einlassen. Hinfallen, um dann gestärkt wieder aufzustehen. So ein Held macht klassischerweise auf seiner Heldenreise 12 Stufen durch! Mit weniger ist kein Blumentopf zu gewinnen.
Und während ich so meine Notizen machte und den ein oder anderen Schnappschuss von Uwes Präsentation, beschloss ich, die täglichen Herausforderungen meines Alltags als Teil meiner ganz persönlichen Heldenreise anzuerkennen. Wieso eigentlich nicht? Die Parallelen sind nicht von der Hand zu weisen. Nehmen wir Stufe eins und zwei der Heldenreise. Das sind „Die gewohnte Welt“ und „Der Ruf zum Abenteuer“. In meiner gewohnten Welt kenne ich alles in- und auswendig. Sie ist vorhersehbar und bietet mir Routine und Sicherheit. Leider aus genau diesen Gründen auch nichts Besonderes, nichts Aufregendes. Nehmen wir an, so ein Teil meiner gewohnten Welt ist das morgendliche Frühstück mit den Kindern. Danach folgen Zähne putzen und Anziehen. Doch in der Heldenreise ruft bekanntlich dann genau das Abenteuer, wenn die Routine am schönsten ist. Der „Ruf zum Abenteuer“ ist der Moment, in dem mir als Held klar wird, dass ich mich aus seiner gewohnten Welt, meiner ganz persönlichen Komfortzone herausbewegen muss.
So ein morgendliches Abenteuer beginnt wahlweise damit, dass…
a) …die Schachtel mit den Lieblingscornflakes von Kind 2.0 leer ist, sie aber darauf besteht, dass sie noch mindestens 14 Flocken von eben diesen braucht, damit sie das Frühstück fortsetzen kann.
b) …Kind 1.0 sein Comicheft nicht findet, in dem er unbedingt noch Seite drei zu Ende lesen muss, weil er sonst nicht weiß, ob der Jedi oder der Sith den Kampf gewinnt. (Dass er sich ohne das Wissen um den Ausgang der Schlacht nicht in die Schule begeben wird, brauche ich sicher nicht zu erwähnen.
c) …Kind 3.0, das schon krabbeln kann, nicht in Sichtweite und außerdem verdächtig ruhig ist.
Ich glaube, ihr kennt alle noch weitere solcher Signale, bei denen ihr wisst: „Ab jetzt wird es abenteuerlich!“ Zu jedem großen Abenteuer gehört aber das Scheitern glücklicherweise mit dazu. Das weiß ich nicht erst seit dem Besuch bei LEGO in Grasbrunn, aber dort wurde es mir noch einmal sehr bewusst, als sich Kind 1.0 über zwei große Kartons voller LEGO Steine beugte und angesichts der Unmengen an kleinen Steinchen mehr als glücklich war.
Scheitern heißt in seiner ursprünglichen Bedeutung so viel wie „in Stücke brechen“ bzw. „in Trümmer zerbrechen“, was aus meiner Sicht wirklich interessant ist, denn es ist somit nichts verloren. Aus vielen gescheiterten Stücken kann man schließlich wieder etwas Neues zusammensetzen. Und während ich der Theorie der klassischen Heldenreise lauschte, baute Kind 1.0 im Nebenraum ganz praktisch seinen eigenen Helden zusammen.
Großartig, nicht wahr? Der Held sitzt nicht nur auf einem weißen Pferd, wie Helden das üblicherweise so tun. Nein, das Reiter-Pferd-Gespann thront auf einem Gefährt, das auch fliegen kann. Auch hat sich der Held natürlich Verbündete gesucht, die ihm zur Seite stehen und ihm den Weg freimachen. Eine Superwaffe trägt er natürlich auch. Die kann nicht nur Bösewichte auf mehrere Kilometer Entfernung ausmachen, sondern auch Laserstrahlen abschießen.
Ich schwöre, immer wenn ich jetzt dem Scheitern nahe bin, denke ich an genau zwei Dinge:
1. Der klassische Held braucht ganze 12 Stufen, bis er mit dem Elixier zurückkehrt. Scheitern ist nur eine Stufe auf meiner persönlichen kleinen Heldenreise.
2. Wenn gleich alles in Trümmern liegt, habe ich viele bunte Steine, um alles noch mal ganz neu zusammen zu setzen – mit weißem Pferd und Superwaffe.
Diese zwei Gedanken wirken ziemlich entspannend. Wer noch nicht ganz überzeugt ist, dass richtig schön Scheitern wirklich mindestens einmal täglich ins Programm gehört, sollte sich unbedingt die Top 7 des mütterlichen Scheiterns von Andrea Harmonika durchlesen.
Und ich bin mir sicher, ihr findet einen Weg, um im Zweifelsfall aus dem Scheiterhaufen ein großartiges Heldengefährt zu bauen. Wenn nicht, dann bittet eure Kinder um Mithilfe. Die sind die besten Trainer für die Alltagshelden von morgen.
*Wer sich über die Heldenreise noch ausführlicher belesen will, dem empfehle ich das kostenlose eBook von Uwe. Mein herzlicher Dank geht an LEGO Deutschland für die Einladung.