Das Schöne an der Stadt ist, dass so viel Land drumherum ist.

Stadtmama mit Landsehnsucht oder so...

Da stand es, das Landkind mitten auf dem Bahnsteig im Berliner U-Bahnhof und ich musste tatsächlich zweimal hinschauen, so komisch wirkte das auf mich. Das Landkind war in diesem Fall allerdings nur eine Zeitschrift, die der Kioskbetreiber vom U-Bahnhof Frankfurter Tor im Kioskfenster direkt neben der Stadtlust platziert hatte. Beide Zeitschriften waren mir bis dato gänzlich unbekannt. „Rausgehen, die Natur gemeinsam mit den Kindern erleben und sich die Jahreszeiten in all ihren Facetten bewusst machen“, zitiere ich das Landkind an dieser Stelle und frage mich, ob ich meinen armen Stadtkindern genau das verwehre, weil wir doch hinterm Haus allenfalls eine Art Beton-Bullerbü hinbekommen?

Stadtmama mit Landsehnsucht oder so...

Meine Eltern fragen ja auch gern mal, ob wir „nicht doch raus ins Grüne“ wollen? So ein Häuschen mit Garten „schon wegen der Kinder“. In solchen Fällen habe ich es schon beinahe zum Standard gemacht zu antworten: „Wenn wir ins Grüne wollen, fahren wir nach Brandenburg. Is ja zum Glück genug davon rund um Berlin drum!“ Aber ist das vielleicht schon die verklärte Vorstellung von Landromantik von Großstadtmüttern? Am Wochenende schön mal rein in die Natur, aber dann ja schnell wieder nach Hause. Gebt mir die volle Wochenend-Landromantik und die größtmögliche Dosis an Natur, aber lass mit mit dem restlichen alltäglichen Landleben in Ruhe!

Stadtmama Caro sann in ihrem Blog darüber nach, ob sie ihrem Sohn nicht konsequenter Weise eine Stadttaube als Kuscheltier schenken sollte. Das wäre doch wenigstens mal konsequent, anstatt das Kinderzimmer mit Landtieren vollzustopfen, die das Kind in der Regel nur in Bilderbüchern oder beim Urlaub auf dem Bauernhof zu sehen bekommt. Patricia schrieb in ihrem Blog über die armen naturdegenerierten Stadtkinder, die bitte in der Kita unabhängig von der Jahreszeit mindestens alle zwei Tage eine mindestens 40minütige Anreise in den Wald (wir wohnen nunmal mitten in Berlin) auf sich nehmen sollen, um mit der Natur zu leben. Die nach natürlicher Erziehung strebenden (aber leider schwer gestressten) Eltern kommen ja dummerweise nicht dazu. Genau deshalb muss das die Kita übernehmen.

Ich habe schon vom Waldkindergarten in Berlin gehört, dessen Kinder mit dem Bus (!) täglich hin- und herkutschiert werden. Und was soll ich sagen? Ich hielt es zunächst für einen urbanen Mythos, sah dann aber tatsächlich ein Plakat an einem Spielplatz-Zaun im Prenzlauer Berg. (Sorry, liebe Prenzelbergmütter, ich weiß, das schlägt ganz derb in die Klischee-Kerbe!) Ein Waldkindergarten hat noch Plätze frei. Da sich dummerweise so wenig Wald in der Nähe des Helmholtzplatzes befindet, werden die lieben Kleinen kurzerhand täglich durch einem Fahrdienst in den Wald und wieder zurück gefahren. Da sind mir doch die Berliner Waldschulen lieber.

Mit dem Bus in den Waldkindergarten

Zurück zur Natur, aber bloß nicht zu Fuß!

Ach ja, hatte ich erwähnt, dass wir demnächst einen Kurzurlaub im und grünen ruhigen Mecklenburg-Vorpommern machen werden? Anreise mit dem Auto, versteht sich… ;-)

 

Nachtrag: Alu und Konsti von GROSSEKÖPFE wollen den Kiez verlassen und ein Haus bauen. Ein spannendes Vorhaben, das mich wieder zum Nachdenken über „Raus ins Grüne ziehen“ brachte. 

5 Kommentare

  1. Wenn du im schönen Friedrichshain wohnst (also nicht weit von mir), dann hast du doch auch eine Menge Natur in der Nähe. Treptower-Park zum Beispiel. Schön am Wasser lang, wenn man Zeit hat bis in den Plänterwald hinein und dann mit dem Bus oder der S-Bahn (wenn sie denn fährt) zurück.

    Oder am Rummelsburger Ufer entlang, auf die Stralauer Halbinsel, Enten, Schwäne und Graureiher beobachten und dort die Natur genießen.

    Oder in die andere Richtung, der Volkspark Friedrichshain mit seinen schönen Wasserspiel, den vielen Bäumen und den schönen Parkwegen. Dort kannste Eichhörnchen beobachten.

    Ab und an queren einem im Berlin auch Waschbären und Füchse den Weg, also eigentlich alles hier, was man als Familie so braucht.

  2. Die Grünflächen und Parks in der Grossstadt sind auf den ersten Blick zauberhaft. Allerdings sind sie schon seeehr schmutzig, vermüllt und von Hunden sehr arg verschmutzt; dies ist nicht auf den ersten Blick sichtbar, leider. Zu viele Menschen mit zu vielen Bedürfnissen wollen in der Grossstadt-Natur sich erholen. es sind wirklich ZU.VIELE.!!

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